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Frankreich will alle Kohlekraftwerke bis 2021 schließen

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Paris - In Frankreich sollen schon bald sämtliche Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Das hat weitreichende Folgen, nicht zuletzt für den Weiterbetrieb der alternden Atomkraftwerke.

Die französische Regierung hat die vorzeitige Schließung von Kohlekraftwerken beschlossen. Der Fahrplan und die Rahmenbedingungen für den Kohleausstieg bleiben allerdings vage.

Uniper: Wettbewerber werden zugunsten von EDF aus dem Markt gedrängt
Von der Schließung aller Kohlekraftwerke ist der Energieversorger Uniper besonders betroffen. Uniper fordert von der französischen Regierung eine verbindliche Klärung des Fahrplans für den Kohleausstieg und schnelle konkrete Vorschläge für eine strukturelle Lösung mit den betroffenen Unternehmen. Die von der Regierung am 27.11.2018 veröffentlichten Aussagen im Rahmen der „Mehrjährigen Energieplanung“ („Programmation pluriannuelle de l’énergie“; PPE) reichten als Grundlage für unternehmerische Entscheidungen bei weitem nicht aus, so Uniper. Die Schließung gefährde bereits bestehende Lieferverpflichtungen und es werde so einer der letzten verbliebenen privaten und nicht-französischen Wettbewerber der staatlichen Electricité de France (EdF) aus dem Markt gedrängt. Uniper betreibt in Frankreich neben Gas-, Wind- und Biomasse-Kraftwerken auch zwei Steinkohle-Anlagen in Saint-Avold (Lothringen) sowie in Gardanne (Provence) mit zusammen 1200 MW Leistung.

Frankreichs Energiepolitik schlingert in die Sackgasse - EDF mit riesigen Schulden
Von der Schließung der Kohlekraftwerke profitieren in Frankreich die alternden Atomkraftwerke, die voraussichtlich weit über die eigentliche Betriebszeit von 40 Jahren weiter laufen. Der Spiegel zitiert in einem aktuellen Beitrag den französischen Atomsicherheitsexperten Yves Marignac: "Ende 2035 werden die 44 Reaktoren, die dann noch laufen, ein Durchschnittsalter von 49,5 Jahren erreichen." Das sei für einen Sicherheitsman wie ihn "bis dahin unvorstellbar." Der Pariser Energieberater Mycle Schneider kritisiert danach, dass die AKW so 50 Jahre und mehr in Betrieb ohne "jede technische oder genehmigungsrechtliche" bleiben.

Staatsunternehmen EDF steuert die Politik
Der französische Energiemarkt wird von staatlichen Energieversorgern mit staatlichen Strukturen beherrscht. Das wirkt sich in vielerlei Hinsicht aus. Laut Spiegel hat der staatlich-französische Energieversorger EDF mit über 150.000 Mitarbeitern einen gewaltigen Schuldenberg in Höhe von 75 Milliarden Euro angehäuft. Eigentlich müssten die Strompreise deutlich erhöht werden, doch das lasse der französische Präsident Macron nicht zu, berichtet der Spiegel weiter. Auch für die Zukunft ist offenbar kein perspektivisches Gesamtkonzept erkennbar. Die Instandhaltungskosten für die aktuell 58 Atomkraftwerke mit rd. 63.000 MW Leistung steigen von Jahr zu Jahr rasant an, die horrenden Kosten für den Abbruch alter Atomkraftwerke und Endlagerung des Atommülls werden weitgehend ausgeblendet. Auch der systematische Ersatz alter AKW-Kraftwerke durch neue, kapitalintensive Kraftwerke ist angesichts des bereits vorhandenen Schuldenbergs nicht erkennbar. Das seit 2004 einzige im Bau befindliche neue Atomkraftwerk Flamanville sollte 2012 in Betrieb gehen, ist aber bis heute nicht fertig gestellt. Gleichzeitig sind die Kosten für den Neubau von ursprünglich 3,3 Mrd. auf mittlerweile knapp 11 Mrd. Euro gestiegen. Wie Frankreich seine Energiepolitik angesichts der sich immer schneller drehenden Kostenspirale auf die Zukunft ausrichten will, wird von Jahr zu Jahr unklarer.

© IWR, 2018


29.11.2018

 



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