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Steigt Polen in die Kernenergie ein?

Münster – In Deutschland ist der Atomausstieg beschlossene Sache. Anders sieht es derzeit offenbar in Polen aus: Dort soll möglicherweise bald das erste Atomkraftwerk des Landes gebaut werden.

Eine endgültige Entscheidung ist aber wohl noch nicht getroffen worden. Die aktuellen Diskussionen um den geplanten Bau von Atomkraftwerken in Großbritannien, Frankreich oder Finnland zeigen, wie problematisch die Umsetzung solcher Pläne sein kann.

AKW 450 km von deutscher Grenze entfernt
Nach Angaben des „Tagesspiegels“ soll bis zum Jahr 2024 nahe der polnischen Stadt Danzig ein Atomkraftwerk entstehen. Das Blatt beruft sich dabei auf polnische Medien, die über eine Entscheidung des Ministerrats in Warschau berichtet hatten. Das Kraftwerk soll demnach 450 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt an der Ostsee liegen. Polen verspricht sich davon eine Verringerung der CO2-Emissionen und beruft sich auf das Recht, den Energiemix souverän festzulegen. Eine endgültige Entscheidung über den Bau stehe demnach aber noch aus. In den 1980er Jahren wurde bereits einmal mit dem Bau von Kernkraftwerken begonnen, aber nach dem Unfall in Tschernobyl wurde der Bau gestoppt.

Atomkraft in Europa und die Probleme
Auch in anderen Ländern werden derzeit Pläne für neue Atomkraftwerke verfolgt. In Großbritannien wurde kürzlich erst der Bau des Kraftwerks Hinkley Point C beschlossen. Dieses ist besonders durch die hohe garantierte Einspeisevergütung in die Kritik geraten. Über 35 Jahre soll der Strom aus Hinkley Point für mindestens 10,9 Cent je Kilowattstunde verkauft werden. Das ist mehr als in Deutschland für Strom aus Photovoltaikanlagen gezahlt wird. Ohne derart starke Anreize lässt sich dort kein Investor für solche Projekte finden. Wenn das Projekt tatsächlich realisiert werden würde, könnte Hinkley Point 2023 ans Netz gehen und so als Ersatz für zahlreiche alte Atomkraftwerke dienen, die abgeschaltet werden.

Auch in Frankreich und Finnland sind die Kosten für den Atomstrom und den Bau einer neuen Ersatzanlage das zentrale Problem. In Frankreich mussten die geplanten Kosten für den Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) Flamanville, mit dessen Bau im Jahr 2007 begonnen wurde, mehrfach nach oben angepasst werden. Zuletzt war man von etwa acht Mrd. Euro ausgegangen, was mehr als das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Summe ist. Zwar plant Frankreich einen langsamen Ausstieg aus der Atomkraft, doch dieses neue Projekt soll ebenfalls wie in Großbritannien den Ausfall von Altanlagen ausgleichen.

In Finnland hat sich der Energiekonzern E.ON mit dem Neubau eines Atomkraftwerks im finnischen Pyhäjoki verkalkuliert: Aufgrund von Genehmigungsproblemen und erhöhten Sicherheitsanforderungen werde die Anlagenach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace deutlich teurer als geplant.

Kohleland Polen will Emissionen einsparen
Polen will bis 2030 durch nachhaltige Entwicklung die Sicherheit der Energieversorgung verbessern. Bis zum Jahr 2020 soll der Ausstoß von Klimagasen um 14 Prozent und der Energieverbrauch um 20 Prozent unter den Wert von 2005 gesenkt werden. Eine zentrale Maßnahme stellt dabei der Einstieg in die Kernenergie dar. Zusätzlich sollen aber auch erneuerbare Energien stärker in den Fokus rücken. Diese sollen bis 2020 15 Prozent des Brutto-Energieverbrauchs beitragen. Speziell im Stromsektor wird derzeit überwiegend auf Kohlekraftwerke zurückgegriffen.




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