Stromtarifrechner.de

Strom-Anbieterwechsel - Haushalte, Gewerbe, Ökostrom & Gas

 

Fotolia 21835445 1280 256

London: AKW Hinkley Point C wird gebaut

London - Die britische Regierung bleibt bei ihrer Unterstützung für das Atomkraftwerk Hinkley Point C in der Grafschaft Somerset an der Westküste von England. Zuletzt schien es, als würden sowohl der französische Energiekonzern EDF als auch das Vereinigte Königreich Zweifel an dem Projekt hegen.

Nun hat es eine Einigung zwischen EDF und der Regierung in London gegeben. Die Regierung unter Premierministerin Theresa May will ein entsprechendes Gesetz verabschieden, das den Bau kritischer Infrastrukturprojekte wie z.B. Atomkraftwerke unterstützt. Bei Hinkley Point C sind zwei Druckwasserreaktoren vom Typ Areva EPR mit jeweils 1.600 Megawatt (MW) Nettoleistung geplant.

Mindestvergütung für Atomstrom über 35 Jahre
In der Einigung zwischen EDF als Betreiber der Anlage und der britischen Regierung, die vor allem über 35 Jahre andauernde Subventionen für das Projekt entscheiden muss, ging es vor allem um Rechte in Bezug auf einen möglichen Ausstieg aus dem Betrieb des Atomkraftwerks. Dies soll für EDF nun nicht ohne Zustimmung aus London möglich sein. Neben EDF und dem Kraftwerksbauer Areva, die beide aus Frankreich kommen, wollen sich auch zwei chinesische Unternehmen an dem Projekt beteilige. Es soll ein staatlich garantierter Mindestpreis für den Atomstrom in Höhe von 9,25 britischen Pence je Kilowattstunde (kWh; derzeit etwa 10,8 Eurocent je kWh) über einen Zeitraum von 35 Jahren geben. Diese Subventionen sind bereits durch die Europäische Union genehmigt. Klagen unter anderem von Österreich und einigen Ökostromversorgern vor dem Europäischen Gericht laufen.

Jubel bei EDF und Areva
Die Reaktionen zur Einigung fallen je nach Standpunkt unterschiedlich aus. Der französische Staatskonzern EDF, der seine Entscheidung pro Hinkley Point C trotz der damit verbundenen Aufsichtsratsquerelen bereits Ende Juli getroffen hatte, spricht von einer „guten Nachricht für britische Verbraucher und die Industrie“. Hinkley Point C werde sicheren, emissionsarmen Atomstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern. Naturgemäß freut sich auch Areva, ebenfalls ein französischer Staatskonzern. CEO Philippe Knoche sprach von einer historischen Entscheidung. Zudem entschied Areva auch, sich von seiner Beteiligung im Bereich der Offshore-Windenergie zu trennen.

Aus dem Bundestag: Kotting-Uhl nennt Entscheidung "Wahnsinn"
Sylvia Kotting-Uhl, Sprecherin für Atompolitik bei der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, findet, dass die Entscheidung für das AKW-Vorhaben „energiepolitischer Wahnsinn“ ist. „Mit horrenden Staatsbeihilfen soll eine Anlage gebaut werden, die jetzt schon technische Probleme und mehrere Klageverfahren am Hals hat. Die Kostenexplosionen bei den bisherigen Reaktorbauten desselben Typs in Olkiluoto in Finnland und Flamanville in Frankreich zeigen heute schon klar, dass Großbritannien in ein ökonomisches Desaster läuft“, so die Grünen-Politikerin.

Greenpeace Energy: Interessen der Atomlobby haben sich durchgesetzt
Der Ökostrom-Versorger Greenpeace Energy hingegen erwartet ein Milliardengrab. Die Energiegenossenschaft klagt seit 2015 gegen die Subventionen für das umstrittene Atomkraftwerk vor dem Europäischen Gericht. Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy: „Am Ende hat sich nicht energiewirtschaftliche Vernunft durchgesetzt, sondern die Interessen der Atomlobby und der beteiligten Investoren. Diese wollen ihr riskantes AKW-Projekt mit aller Macht durchdrücken. Gewaltig war der politische Druck aus Frankreich und China in den vergangenen Wochen auf Theresa May. Dabei wurden die Argumente der Atom-Befürworter immer schwächer: Angeblich würde nur Atomkraft eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten, doch die immer stabilere Netzsituation im Atomausstiegsland Deutschland entkräftet diese Behauptung. Und auch der Verweis auf neue Arbeitsplätze hinkt: In der Erneuerbaren-Branche ist im Vergleich zur Atomindustrie ein Vielfaches an Jobs entstanden.
Mit seiner leichtsinnigen Projekt-Zusage hat Großbritannien Hinkley Point C einen Blankoscheck ausgestellt: Mehr als 100 Milliarden Euro steuerfinanzierte Subventionen, garantiert für 35 Jahre – und das, obwohl erneuerbare Energien deutlich günstiger wären.“

© IWR, 2016

Weitere Nachrichten und Informationen zum Thema Atomenergie:
Offshore-Ausstieg: Areva verkauft Adwen an Siemens
EDF trifft finale Investitions-Entscheidung für Hinkley Point C
Über den Offshore-Windenergie-Spezialisten Adwen
Kernkraftwerke werden älter – Ersatz kostet weltweit über eine Billion Euro bis 2030
Informationstag zur Entschädigungspraxis in der Versorgungswirtschaft

15.09.2016

 



Jobs & Karriere - Energiejobs.de
Veranstaltungen - Energiekalender.de

Pressemappen - mit Original-Pressemitteilungen